Donnerstag, 19. Mai 2016

Die verlassene Stadt im Glas

Nach wie vor bin ich damit beschäftigt, all meine materiellen Besitztümer zu sichten und zu minimieren. Dabei bleibt es nicht aus, dass mir Dinge in die Finger kommen, die ich so schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte.

Vor mir lag ein Netz mit Schneckenhäusern, die ich aus der südhessischen Weinbergschneckenecke in der ich einmal wohnte mit in den hohen Norden gebracht habe....Weinbergschneckenecke, welch lustiges Wort, aber zurück zum Thema.

In meinem südhessischen Garten waren die Schnecken zwar schön anzuschauen, aber auch eine regelrechte Plage. Sie schoben ihre schleimigen Körper sogar auf mein Auto, als würden sie eine Mitfahrgelegenheit suchen.

Als mal wieder großes Reinemachen im Garten angesagt war, fand ich überall, in jeder noch so kleinen Ecke verlassene Weinbergschneckenhäuser. Große, luxuriös anmutende, aber auch kleinere Schneckenappartements standen überall herum. Es war eine verlassene Schneckenhaus Stadt.

Ich fragte mich , ob es sich hierbei vielleicht sogar um einen archäologischen Fund handeln könnte, verwarf diesen Gedanken aber rasch wieder, denn soweit ich weiß, handelt es sich bei archäologischen Funden eher um Dinge, die unter der Erde schlummern.



Nachdem ich mich von meiner Entdeckung beruhigt hatte, fing mein Dekoherz an zu schlagen und ich sammelte alle Schneckenhäuser ein, wovon mein Rücken weniger begeistert war. Ich vergewisserte mich dass auch wirklich niemand mehr im Schneckenhaus wohnte, bevor ich eins nach dem anderen vorsichtig in einen Korb legte. Ich habe all diese architektonischen Kunstwerke kurz in heißem Wasser abgekocht, um den letzten Dreck heraus zu bekommen. Ich habe praktisch Schneckenhausputz betrieben.

Nachdem diese ganzen kleine Kunstwerke seit knapp zwei Jahren in einer meiner Kisten schlummerten, habe ich alle noch einmal genau betrachtet, von allen Seiten. Die schönsten habe ich zusammen mit einigen anderen Schneckenhäusern, die nicht zur Kategorie Weinbergschnecke gehören in ein großes Glas gefüllt und dieses in der Gästetoilette platziert. Dort kommen sie schön zur Geltung und müssen ihr Dasein nicht mehr in einer Kiste verbringen.





Es grüßt euch herzlichst

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